Elisabeth
Waniek01

Nachdenklich stimmende Ausstellung der Hückeswagenerin Elisabeth Kaiser-Arentz in der Graphothek

Ein Schlüssel eigener Art in die Menschenseele

Eine illustre Gesellschaft von Narren, Weisen, Monstren, Masken und Heiligen, aber vor allem von Menschen, die unter ihrer zivilisierten Oberfläche oftmals einer Karikatur ihrer selbst gleichen, bevölkert zur Zeit die Stadtbücherei in Remscheid. In der neuen und ehemaligen Graphothek stellt die im Bergischen Land lebende Künstlerin Elisabeth Kaiser-Arentz unter dem Titel „Menschen, Mythen, Masken" Bilder aus, die zum größten Teil in diesem Jahr entstanden sind.

Ein unerklärlicher Sog geht von diesen Werken aus, der den Betrachter spontan erfassen mag. Doch wohl noch heftiger wehrt er sich dagegen, denn was er sieht, kommt auf gar keinen Fall ästhetisch-gefällig daher. Man wähnt sich von Fratzen, Dämonen und Geistern umstellt, Glotzaugen stieren einen an. Und aus den Hintergründen vieler Bilder schweben teuflische geflügelte Schattenwesen heran, die die dargestellten Personen zu beherrschen scheinen.

Diese aus des Bildinhalten herrührenden Eindrücke werden durch die formale Gestaltung der Sujets noch verstärkt Bei den druckgraphischen Werken, die überwiegend in der neuen Graphothek gehängt sind, läßt die zumeist kreisende Linienführung eine in sich geschlossene Komposition entstehen, die kaum ein Entrinnen zulässt. Die Radierungen und Linoldrucke zeigen dabei eine kräftige Umrißlinie, während die Binnenzeichnung mehr einem Schatten gleicht, als daß sie die Körper plastisch herausarbeitet In dieser flächenhaften Reduzierung auf die Wesensmerkmale und in der Übertreibung des Charakteristischen der dargestellten Menschen und Figuren hat Elisabeth Kaiser-Arentz die künstlerischen Mittel der Karikatur zu eigenen dynamischen Handschrift geformt. Sie begegnet uns auch in den leuchtenden Siebdrucken, doch wird hier die wie hingewischt anmutende Kontur nicht durch die Umrißzeichnung, sondern durch das Gegeneinandersetzen verschiedener Farbwerte erreicht.

Ist man schon hier gelinde irritiert, so tritt die beschriebene Wirkung bei der intensiven Betrachtung der großformatigen Batiken von Elisabeth Kaiser-Arentz vollends hervor. Die Kompositionen gehorchen zwar ähnlich formalen Gesetzmäßigkeiten wie die Graphiken, doch sind sie von luzider Farbigkeit erfüllt. Diese Transparenz hat die Künstlerin in ständiger Verfeinerung der Batiktechnik erreicht. Bei dem aufwendigen Negativverfahren arbeitet sie mit siedendem Wachs, um in den verschiedenen, geschichteten Arbeitsgängen feinste Linienführungen und Farbmischungen erzeugen zu können. So gelingt es z.B. dämonische Fledermauswesen aus dunklen Hintergründen schemenhaft hervortreten zu lassen oder Figuren wie den König im "keinen Prinzen" mit einer schimmernden Aura zu umgeben.

Von Bild zu Bild steigt der Besucher der Ausstellung im Treppenaufgang der Bücherei empor, und immer mehr beschleicht ihn das Gefühl, umgekehrt Schritt für Schritt ins Unterbewußtsein hinabzugleiten. Hier scheint auch ein Schlüssel zu den Werken von Elisabeth Kaiser-Arentz zu liegen.

Die Gestaltung der Motive rührt aus der Auseinandersetzung mit der Psychologie C. G. Jungs her, deren wesentliches Ergebnis die Aufdeckung des allen Menschen und Völkern gemeinsamen kollektiven Unbewußten bedeutet. Die hier schlummernden, nicht anschaulichen Archetypen - in Träumen, Märchen, Mythen und Religionen nehmen sie Gestalt an - hat Elisabeth Kaiser-Arentz eindringlich ins Bild gesetzt, sie von den verdeckenden und verbergenden Tabus befreit.

Das macht das Anziehende und Abstoßende aus: Wer nicht nur oberflächlich schaut, wird auf den Weg der Selbstfindung gebracht Er begegnet den vielen häßlichen und schönen Figuren, die er in sich trägt und mit Vorliebe in andere Menschen projiziert, um sie dort zu bannen.          HEINERWANIEK

 

[Home] [Vita] [Bildergalerie] [Ausstellungen] [Presse] [BuchmLeipz13] [GlinderZ12] [RGA Köln] [RGA Mont Cenis] [Stefanie Bona] [Thomas Tritsch] [Dr. O. Mückain] [Wolfgang Weitzdörfer] [Alsfelder Zeitung] [Fränkischer Tag] [MatthiasLiebel] [Interthal] [Waniek01] [Kreuzgang Wipperfürth] [Fröndenberg] [Jürgen Feld] [Bericht HMHWG] [Wormser Zeitung] [Alfred Pointner] [Hans Karl Pesch 2] [Hans Karl Pesch 1] [Waldemar Hirsch] [Die Kalender] [Projekte] [Links] [impressum]