Elisabeth
Vortrag Worms

Ausstellung mit Bildern und Grafiken von Elisabeth Kaiser-Arentz im Museum Heylshof, Worms

Vortrag Dr. Olaf Mückain in Worms zur Vernissage am 7.6.2009 im Museum Heylshof:

Finstere Gestalten und schräge Vögel

„Ein Panoptikum an grotesken Gestalten und „schrägen Vögeln" bevölkert die Bilder der Malerin Elisabeth Kaiser-Arentz, deren Werke ab 7. Juni 2009 im Museum Heylshof hier in Worms gezeigt werden. Die meist vielfigurigen Szenen zeigen satirisch überzeichnete und in karikierender Absicht verformte menschliche und tierische Gestalten. Der Handlungszusammenhang verweist auf Märchen, Alltagsbegebenheiten und Sagen, wobei sich hinter einem vermeintlich oberflächlichen Geschehen Abgründe und existenzielle Bedrohungen verbergen. Dämonen, hässliche Fratzen und spukhafte Tierwesen verkörpern die niederen Instinkte, Gewissensplagen und Ängste der Menschen und lauern im Hintergrund der Wachsgemälde und farbigen Linolschnitte. Die unvermittelte Konfrontation von äußerer Lebenswirklichkeit einerseits und unbewussten Wunschvorstellungen sowie Angstvisionen andererseits folgt dem Montageverfahren der surrealistischen Kunst. Die Freude am Bloßstellen menschlicher Schwächen durch gezielte Deformationen, Verzerrungen und entlarvende Zusammenstellungen von Figuren teilt Elisabeth Kaiser-Arentz mit dem bedeutenden deutschen Surrealisten Max Ernst. Mit dem „Dada-Max" verbindet die frühere Kunsterzieherin, die in den 60er Jahren bei Lothar Kampmann in Dortmund ihr Kunststudium absolvierte, die Neigung zu fruchtbaren technischen Experimenten und wirkungsvollen Farbverschleifungen. Wie Ernst setzt Kaiser-Arentz bevorzugt leuchtende Mischfarben vor starke Heil-Dunkel-Kontraste und betont damit die Licht- und Schattenseiten unseres Daseins- Im Umgang mit Körper und Fläche beherrscht die Malerin auf virtuose Weise das gestalterische Repertoire der Grafik der Klassischen Moderne der Vor- und Nachkriegszeit. Formgebung und Linienführung wechseln zwischen den kantigen Umrissen und plakativen Flächenkontrasten der expressionistischen Holzschnitte und den schmeichelhaft-geschwungenen Konturen der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Kulissenartig vereinfachte Räume mit jäh nach hinten fluchtenden Seitenwänden und steil aufragenden Fronten verarbeiten das künstlerische Erbe der durch den italienischen Futurismus angeregten Bilder des Malers George Grosz. Vor solchen „schrägen", verstörenden Kompositionen wirken die Handelnden hilflos und verloren wie Statisten, die auf einmal völlig unvorbereitet auf die große Bühne des Lebens treten und dabei dem bösen Treiben ihrer Mitspieler und unserem voyeuristischen Zuschauerblick ausgeliefert sind. Der unheilvolle Spuk erinnert an die alptraumhaften Grotesken eines Hieronymus Bosch am ausgehenden Mittelalter und ruft das makabere Maskenspiel des belgischen Exzentrikers James Ensors zum ausgehenden 19. Jahrhundert in Erinnerung. Ungeachtet dieser ästhetischen und inhaltlichen Bezüge zur Kunsttradition hat Elisabeth Kaiser-Arentz einen unverwechselbaren Individualstil geprägt, der den Betrachter - je nach Bildthema - auf faszinierende Weise anregt, verstört und amüsiert.“

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