Das Märchen als Spiegel
Malerin zu internationaler Tagung eingeladen
Elisabeth Kaiser-Arentz, der eng mit dem Gummersbacher und Remscheider Kunstleben verbundenen Malerin und Graphikerin, ist eine ehrenvolle Einladung zuteil geworden: Sie stellt ab kommenden Mittwoch in Bad Karlshafen, Weser, im Rahmen einer internationalen Tagung der Märchenforscher Batiken aus, die von Märchen angeregt worden sind.
Veranstalter ist die "Gesellschaft zur Pflege europäischen Märchengutes", die zu ihrer nun 24. Jahrestagung 800 Gäste erwartet. Die Mitglieder der 1956 gegründeten Gesellschaft sind zumeist Sprachforscher, Germanisten, Romanisten, Philologen. Es setzen sich aber auch zahlreiche Ärzte, Psychotherapeuten und Psychologen mit den Märchen und ihren Urgründen auseinander. So darf Elisabeth Kaiser-Arentz mit wertvollen Anregungen und Diskussionen rechnen; gerade weil sie sich als Malerin ja nicht wissenschaftlich, sondern nur meditativ mit den Märchen befasst.
Die Malerin hat ihre Arbeiten schon wiederholt auch in unserer weiteren Region ausgestellt, etwa in Solingen, Gummersbach, Radevormwald und in Remscheid (wobei freilich ihre Remscheider Präsentation in der Graphothek mehr auf ihre Graphik verwies).
Die bisherigen Ausstellungen wurden besonders durch Bilder zu den Grimmschen Volksmärchen bestritten. Sie lebten aus starken Lokalfarben, die die Grundstimmung des jeweiligen Märchens erfassten. Die streng stilisierende Zeichnung war Klängen aus Grün, Blaugrün, feierlichem Rot oder gar loderndem Goldorange und Purpur unterworfen.
In Bad Karlshafen aber zeigt die einheimische Künstlerin Batiken vor allem zu den Kunstmärchen von Andersen — nicht Märchen für Kinder, sondern eher soziale Parabeln aus den Wucherungen der Spätromantik heraus. So verselbständigen sich die Aussagen der neueren Bilder noch stärker über den eigentlichen Märchenstoff hinaus und führen zu persönlichen, bewusst das Heutige berührenden Deutungen. Also tritt die Zeichnung eigenständiger hervor, stößt in der federnden Kraft der Strichsetzung zum Sinnbildlichen vor, während die Farbe ins Unbestimmbare gebrochen wird.
Das stellt sich in klaren Gegensatz zu einer reinen Märchen-Illustration und erst recht zu Bilderbüchern. Das Märchen ist als eine in die Tiefe gehende Möglichkeit verstanden, den Menschen mitzuteilen, Angst und Hoffnung, Drohung und Glück überzeitlich auszudeuten
Die Batik-Technik hat bei Elisabeth Kaiser-Arentz alle kunsthandwerkliche Gefälligkeit überwunden, ist kraftvolle Malerei von präziser Kontrolle.
HANS KARL PESCH
Darstellung des Märchens "Das blaue Licht" von Elisabeth Kaiser-Arentz.
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