Elisabeth
Presse Lorsch

Ausstellung: Linolschnitte von Elisabeth Kaiser-Arentz diesen Monat im Museumszentrum

Humorvolles Welttheater im Grenzbereich

Von Thomas Tritsch

Lorsch. Satirisch überzeichnet und äußerlich grotesk verformt: Es ist ein Sammelsurium an absurden Szenen und verzerrten Gestalten, das Elisabeth Kaiser-Arentz in ihren dynamisch komponierten Linolschnitten inszeniert.

Wiederholt senkt sich der Blick auf gesellschaftliche Schräglagen und menschlichen Schrullen, auf kollektive Narreteien und individuelle Abgründe. Indem sie ihre Motive und Bildthemen satirisch überhöht, entkleidet die ehemalige Kunsterzieherin ihre Figuren bis aufs Innerste ihrer Seele. Eine schöne Auswahl an älteren und jüngeren Werken ist bis zum 30. August im Lorscher Museumszentrum ausgestellt.

Die Künstlerin spielt virtuos mit Sagen und Märchen, Albträumen und Angstzuständen. Ihre farbigen Linolschnitte visualisieren archaische Grundzustände des Menschen, die an die grotesken Visionen eines Hieronymus Bosch erinnern. Der persönliche Stil von Elisabeth Kaiser-Arentz ist gekennzeichnet durch eine innere Unruhe, die durch farbliche Kontraste und ein geisterhaft flackerndes Dämmerlicht forciert wird. Die dämonisch wirkenden Fratzen und Figuren sind miteinander verwoben und in einem mehrdimensionalen, grafisch geordneten Bildrhythmus gefangen.

Schiefe Räume und steile Seitenwände lassen die Szenen wie Standbilder der expressionistischen Filmkunst erscheinen: grotesk verzerrte Kulissen und eine kontrastreiche Beleuchtung erzeugen starke Stimmungen und geben den Blick frei in tiefere Bedeutungsebenen und bizarre Zwischen- und Traumwelten,

Urängste und latente Bedrohungen sind ein sich wiederholendes Thema der Künstlerin, die im Bergischen Land lebt und arbeitet. Neben Grafiken, Wachsgemälden und Radierungen hat sie sich in jüngster Zeit vor allem dem Linolschnitt gewidmet. "Ich bevorzuge es, mich stets auf eine Technik zu konzentrieren", erklärt Elisabeth Kaiser- Arentz ihren technischen und kreativen Anspruch.

Mindestens zwei Mal im Jahr geht sie hinaus zum Publikum, obwohl sie die Arbeit im Atelier der öffentlichen Präsentation ihrer Werke den Vorzug gibt. Im heimischen Hückeswagen konzentriert sie sich auf die vielschichtige Darstellung ihrer Bildideen, die sie mit ernsthafter Sozialkritik und einem begleitenden Augenzwinkern auf die Platte bringt.

Dabei experimentiert sie mit der Technik des "verlorenen Schnitts", bei dem in jedem Druckverfahren die gleiche Platte verwendet wird. Auf diese Weise entstehen durch variierende Farbnuancen unterschiedliche Stimmungen, während jeder einzelne Druck als Einzelstück Zugang in den persönlichen Fundus findet

Keine Vorbilder

Künstlerische Vorbilder verneint Elisabeth Kaiser-Arentz. Sie lässt sich von Märchen und Mythen inspirieren, verarbeitet gesellschaftliche Tendenzen und die psychischen Zustände ihrer Mitmenschen. Gerne liest sie die Symbolgeschichten eines E.T.A. Hoffmann oder Erzählungen der Brüder Grimm. Immer entstellt sie ihre Figuren nur so weit, bis der elementare Kern der jeweiligen seelischen Verfassung offen liegt.

Gemeinsame Klammer

Eine weitere gemeinsame Klammer ist die besondere Ästhetik der Werke, die surreale und geometrisch-abstrakte Elemente in eine visuelle Dramatik packt, die alles Naturalistische zu negieren scheint. Immer wieder erkennt der Betrachter versteckte Symboliken und figurative Gleichnisse, die sie selbst als "Bildparabeln" bezeichnet. In dem das Gewöhnliche und Vertraute überzeichnet wird, dringt man zum Wesen einer Sache vor.

Elisabeth Kaiser-Arentz karikiert das Menschliche in seinen spezifischen Erscheinungsformen, sie komponiert Fantasiewelten mit Bezug zur Realität und alltägliche Situationen in fantastischer Entrücktheit.

Auf keinen Fall will sie eines sein: eindeutig. Dafür lässt sie in ihren Bildern ohnehin zu viel Wahrnehmungsspielraum. Wer die Werke ausführlich betrachtet, sieht sich mit einem Bündel an Assoziationen konfrontiert, die das Welttheater der Künstlerin zu einer Bühne für persönliche Sichtweisen machen.

Die Ausstellung wurde am Sonntag von Bürgermeister Klaus Jäger eröffnet und ist bis zum 30. August immer dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr im Schnitzer-Saal des Lorscher Museumszentrums zu sehen.

Bergsträßer Anzeiger

7, August 2009

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