ALFRED POINTNER im Rheinischer Merkur
DEUTSCHLAND-JOURNAL
Rheinischer MerkurNr. 40, 5. Oktober 1979
Im hessischen Bad Karlshafen, beim Internationalen Märchenkongreß 1979, hat das Märchenpferd brilliert, es ist ins Rutschen gekommen, und beinahe hätte es kein gutes Ende mit ihm genommen. Aber dann fing es sich, warf die Mähne, und die sprühte Funken. Es ließ sich in Karlshafen von 800 Gästen besichtigen — darunter viele junge Leute. Alfred Pointer war beim Märchenkongreß und berichtet.
Die heile Märchenwelt ist keine heile Märchenwelt mehr
... Begegnungen am Rande des Märchenkongresses 1979. Dazu zählt auch das Werk von Elisabeth Kaiser-Arentz, einer Künstlerin, die Märchen ins Optische zu übersetzen versucht. Märchen haben Illustrationen immer wieder herausgefordert, aber die Schwierigkeit des Gegenstandes als eines profanen mündlichen Erzählstoffes, der erst relativ spät schriftlich fixiert wurde und daher eine eigene Binnenstruktur aufweist, ließ nicht allzu oft wirklich Gültiges entstehen. Elisabeth Kaiser-Arentz nun versucht nicht einfach zu illustrieren; sie deutet, fügt dem Märchen neue schöpferische Momente hinzu. Sie bedient sich dabei der Batik als Medium. Diese Technik ist wie kaum eine zweite geeignet, den uralten Sinngehalt der Märchen, die Bedrohtheit des Menschen durch eine ihm nicht begreifliche Natur sowie rätselvolle Mächte spürbar zu machen.
„Die Welt im Märchen". Keine heile Welt. Aber eine, die uns Grundgestalten und Grundstrukturen unserer Welt vor Augen führt, die uns durch Hören sehend machen kann…
„Die Welt im Märchen" mit der Batik von Elisabeth Kaiser-Arentz als Medium
Photo: Rupprecht
|