Elisabeth
MatthiasLiebel

Einführungsrede zur Ausstellung druckgraphischer Arbeiten von Elisabeth Kaiser-Arentz

Bamberg, den 14.06.2005, 10.30 Uhr

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

mit den Arbeiten von Elisabeth Kaiser-Arentz präsentieren wir Ihnen heute die Werke einer Künstlerin, die aus dem Bergischen Land zu uns gefunden hat, wo sie seit mittlerweile über 30 Jahren freischaffend lebt und arbeitet. Nachdem sie ihre Erwerbstätigkeit als Lehrerin in Grund- und Hauptschulen und in der Erwachsenenbildung aufgegeben hat, beschäftigte sie sich zunächst überwiegend mit der Malerei. Bald jedoch fand sie Interesse an den besonderen gestalterischen Möglichkeiten der Druckgraphik, so dass sie heute in erster Linie auf den Gebieten der Radierung, des Siebdrucks und des Linolschnitts tätig ist. Dabei bezieht sie ihre Themen aus der Welt der Märchen, der Sagen und der Legenden, aus der Welt der phantastischen Erzählungen und aus der des heimischen Brauchtums.

Mit ihren Werken illustriert die Künstlerin gemeinhin bekannte Geschichten - die des Rattenfängers von Hameln beispielsweise, die ihr zu einem Leitthema ihres bildnerischen Schaffens geworden ist, die des Katers Murr, den wir gerade hier in Bamberg seines Autors wegen allzu gut zu kennen glauben, oder etwa die von des Kaisers neuen Kleidern, mit der Elisabeth Kaiser-Arentz nicht ohne Selbstironie zugleich auch auf ihren eigenen Namen anspielt. Die Figuren, zu denen die Künstlerin dabei findet, sind groteske Fabelwesen, halb Mensch, halb Clown, Narren und Dämonen, feiste Teufel und bemitleidenswerte Kreaturen, die in die Mühlen der Obrigkeit geraten und dort zu den Marionetten der Mächtigen werden. So kleidet Elisabeth Kaiser-Arentz ihre beißende Sozialkritik in das Gewand der Metapher, ähnlich wie wir es aus der Welt der Fabeln kennen, anschaulicher indes und statt in die Sprache des Wortes in die des Bildes gefasst. Die Figuren auf den Darstellungen von Elisabeth Kaiser-Arentz sind Führer und Gefolge. Sie ärgern und sie piesacken sich, sie begaffen und begrapschen sich oder jagen hinter einander her. Allerdings tun sie dies nicht ohne die Anwesenheit des Betrachters zu bemerken und ihn durch einen bildauswärts gerichteten Blick in ihr närrisches Treiben mit einzubeziehen. So erweisen sich die Bilder von Elisabeth Kaiser-Arentz nicht nur als Illustrationen von Märchen, Sagen und Legenden, sondern zugleich auch als thematisch über sich selbst hinausweisende Illustrationen der Prozesse des menschlichen Miteinanders und der bekannten Theorien aus den Bereichen der Sozialpsychologie.

Ironie und Hintersinn, ein gerüttelt Maß an Humor und einige Schlitzohrigkeit charakterisieren auch die hier gezeigten Werke - im Thematischen an sich nicht anders wie im Gestalterischen. Kaum glaubt man, die oftmals vielfigurigen Szenen in ihrer Gesamtheit überschaut zu haben, entdeckt man beim zweiten und beim dritten Hinsehen weitere groteske Gestalten, die sich aus dem Schatten heraus in die Szene spielen. Nein, vordergründig sind die Arbeiten von Elisabeth Kaiser-Arentz gewiss nicht, auch wenn es manch einem auf den ersten Blick so scheint. Gerade das aber ist das Hinterlistige an diesen Bildern, das Reizvolle zugleich: dass sie einem auch nach neuerlichem Hinsehen immer wieder neue figürliche (und damit auch inhaltliche) Zusammenhänge eröffnen.

Was den gestalterischen Aspekt dieser Bilder betrifft, so sind sie eine Auseinandersetzung mit dem Spannungsverhältnis zwischen Linie und Fläche. Weiche und gerundete Konturen kontrastieren mit harten und schroffen Kanten, farbintensive und dunkle Flächen mit dem Weiß des Papiers. Die Spannungsverhältnisse, die sich dabei ergeben, sind nicht nur motivisch begründet, sondern dienen zugleich dem expressiven Ausdruck dieser Bilder und in diesem Sinne als gestalterisches Element zur Steigerung der ästhetischen Wirkungsintensitäten. Darin unterscheidet sich die Druckgraphik von der Malerei und das ist es, was Elisabeth Kaiser-Arentz an der Radierung, am Siebdruck und am Linolschnitt so sehr fasziniert: der Kontrast der Formen und das Arbeiten mit dem Wechsel von hellen und dunklen Flächen. Durch das Oszillieren zwischen Hell und Dunkel erhalten ihre Werke etwas Mystisches, das die figürlichen Szenen geheimnisvoll erscheinen läßt und wie ein Blick in eine andere Welt. Die Bildfläche gerät zur Spielwiese: zu einer Spielwiese für die Künstlerin, die ihrer thematischen und ihrer bildschöpferischen Phantasie freien Lauf läßt, die experimentierfreudig im Gestalterischen und phantasiebegabt in der Erzählung mit einem Augenzwinkern eine Welt erschafft, die einer eigenen Logik zu folgen scheint und die der unsrigen zugleich doch so sehr ähnelt; zu einer Spielwiese allerdings auch für den Betrachter, der sich in diese geheimnisvolle Welt hineinträumt, sich dort wiederfindet und ihr heiter gestimmt und mit einem Schmunzeln begegnet. Ohne ins Karikaturhafte oder gar ins Banale abzugleiten, gelingt es Elisabeth Kaiser-Arentz mit ihren Werken, uns in eine skurrile, groteske und geheimnisvolle Welt zu entführen, uns wie der Rattenfänger von Hameln statt mit der Flöte mit dem Stichel in ihren Bann zu ziehen und uns im Gefolge der Künstlerin auf eine Reise zu schicken, die uns eintauchen läßt in eine Welt der Phantasie.

Ich wünsche Ihnen, meine Damen und Herren, viel Vergnügen beim Betrachten der Bilder von Elisabeth Kaiser-Arentz, Ihnen, Frau Kaiser-Arentz, auch weiterhin viel Erfolg für Ihre Arbeit und der Ausstellung einen guten Verlauf.

 Matthias Liebel, M.A.

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