Elisabeth
Waldemar Hirsch

 

Märchen, Masken, Menschenbilder

Elisabeth Kaiser-Arentz in der Remscheider Stadtbücherei  

Zunächst einmal steht sie unentschlossen, fast hilflos wirkend, vor ihren eigenen Bildern, diese junge, schlanke, brünette Frau. Was soll sie auch sagen?  Daß sie viel arbeitet, daß zahlreiche Entwürfe aussortiert werden, daß sie auf den zündenden Einfall oft Wochen warten muß, daß jeder dieser Einfälle für sie ein Abenteuer ist, daß sie immer neue Techniken erprobt. Das sind doch Äußerlichkeiten. Wesentlicher ist schon, daß sich all ihr Tun und Handeln um den Menschen dreht.

Elisabeth Kaiser-Arentz, die zur Zeit eine Ausstellung in der Remscheider Stadtbücherei bestreitet, kennt nur die Sprache des Bildes selbst. Zur Literatin in eigener Sache erhebt sie sich nicht. Sie sinniert lieber vor ihren Arbeiten, die, einmal verfertigt, ihr Eigenleben führen. Die Kaiser-Arentz ist gebunden an das menschliche Leid und an den Schimmer von Glück, den wir uns alle so gern ersehenen, gebunden auch an das Kindhafte, das mit dem Mütterlichen zu einer Einheit verschmilzt. In zwei eigenwilligen Themenreihen wird das vorgeführt. In der fast geheimnisvollen Sprache der Batikmalerei und in einer groß­flächigen, grafisch inspirierten Schwarz-Weiß-Kunst.

In den Batikarbeiten entfaltet sich die schier unübersehbare Welt der im Märchen verflochtenen Menschen und Geister. Wenn die Künstlerin Rumpelstilzchen oder den Lockvogel in Hansel und Gretel sichtbar macht, wird eine übersinnliche Welt beschworen, der man sich ausgeliefert fühlt.

Es ist eine Geisterwelt, die nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene anspricht. Die letzteren, ob auf dem Moped oder im Straßenkreuzer den Verkehr beherrschend, scheinen im Besonderen gefordert zu sein. Der uralte, nie versiegende Atem des Märchens wird neu, überraschender sichtbar gemacht, wir werden zurückgeführt in die Kindwelt, aus der wir alle stammen.

Das gefügige Textil in seiner aufgesplitterten Bild-Brüchigkeit, in dem gleichzeitig stumpf und glänzend wirkenden Gewebe bietet einen einzigartigen Untergrund für alle Aussagen. Auf ihm heben sich grelle und verhaltene, dumpfe und dunkle Tönungen überraschend voneinander ab. Unsere rationale Großspurigkeit verrinnt vor diesen merkwürdigen Figuren und Figurinen, die sich umkreisen, umschlingen, durchdringen. In der Welt der Neonröhre, der Peitschenlampe, die unbarmherzig den letzten Winkel ausleuchtet, wird das Unheimliche sichtbar gemacht. Es widersteht unserem leichtsinnigen Versuch, die geistigen Welten beiseite zu schieben, zu ignorieren, schließlich zu vergessen. In diesen ,,Märchenreihen auf Batik" widersetzt sich die Künstlerin unserem Bestreben, unsere Welt als glatt gebügelte Eskapade aufzufassen.

Die plakativ großen grafischen Arbeiten stellen eine so andere Welt dar, daß man von der breit gestaffelten Aussage dieser Bilder überrascht ist. Köpfe und Körper greifen funktionell miteinander verbaut auf Urzustände der Seele zurück, auf Schmerz, Angst, Schutzbedürfnis, auf unser großes Verlorensein.

Daß das Menschenbild etwas anderes sein kann als ein Porträt, daß es sich im übergeordneten Sinne ausweist als Freude, Hoffnung, Trauer, muß man von dieser Künstlerin lernen. Der Mensch, und das sind wir alle, wird von der Malerin als Einheit, als das umfassende Forum aller seelischen Strömungen empfunden. So müssen wir uns denn beim Betrachten dieser so eindringlichen plakativen Blätter fragen, ist das, was uns gezeigt wird, nur eine auf das Schemenhafte, Maskenhafte hin abstrahierte Welt oder ist es mehr? Man wird es wahrscheinlich so formulieren dürfen: Durch das Maskenhafte, durch das auf den einseitigen Ausdruck von guten und bösen Empfindungen reduzierte Formbild schimmert das Rein-Menschliche hindurch. Und eben das ist es, was den Bildern ihren besonderen Charakter verleiht.

Büchereileiter Lothar Thieme eröffnete vor einem kleinen Kreis interessierter Besucher die Ausstellung, die bis zum Monatsende besichtigt werden kann.

WALDEMAR HIRSCH

 Die Malerin Elisabeth Kaiser-Arentz stellt in der Remscheider Stadtbücherei

 bemerkenswerte Batik- und grafische Schwarzweiß-Arbeiten aus. BM-Foto: Körschgen

 

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